Matryoshka
„Mighty Matryoshka. Zum Konzept der fraktalen Person“, in: Werner Huber/Martin Middeke/Hubert Zapf (Hg.): Self-Reflexivity in Literature, Würzburg: Königshausen + Neumann 2005, S. 201-217.
Mit der Auflösung der großen politisch-ideologischen Blöcke und ihrer binären Ordnungsschemata gewannen bestimmte, bereits Mitte der siebziger Jahre entstandene Deutungsansätze aus den Naturwissenschaften für die Geistes- und Sozialwissenschaften an theoretischer Attraktivität und intellektueller Plausibilität. Begriffe wie ‚Katastrophe’, ‚Komplexität’, ‚Emergenz’ und ‚Chaos’ wurden ihrer technischen Spezialdeutungen enteignet und zu immens produktiven generativen Metaphern, die in kürzester Zeit nicht nur ganze Bibliotheken mit neuen Texten versorgten, sondern für einen kurzen Moment die Hoffnung nährten, Geistes- und Naturwissenschaften könnten sich in echter Interdisziplinarität auf ein gemeinsames Welterklärungsmodell einigen.1 Diese Begriffe zeichneten sich dadurch aus, das Tohuwabohu mittels weniger Einheitsformeln strukturieren zu können, ohne ihm äußerliche Ordnungsschemata aufzwingen zu müssen.