Hand und Kompaß
„Hand und Kompass. Erinnerung an ein Experiment aus dem Jahr 1867“, in: Ästhetik und Kommunikation 4 (2004). (s.o.), S. 23-28.
In all seiner Erbärmlichkeit repräsentiert die Ablenkung einer Kompassnadel durch einen Finger, der sie nicht direkt berührt, einen bestimmten Typus Experiment, der nur unter höchst eingeschränkten Bedingungen zum Erfolg führt und auch dann anfällig bleibt für Störungen. Erfolg und Unterbrechung sind stets am Ort der beteiligten Menschen lokalisiert. Eben deshalb öffnet dieser gänzlich nebensächliche Versuch ein Spielfeld für die Produktion von Menschenwissen, das sich seit Ende des 18. Jahrhunderts zu einem eigenständigen Wissensgegenstand akkumulierte. Die irregulären Bewegungen der Kompassnadel richten dieses Wissen auf es selbst, auf die Bedingungen seiner Herstellung – Menschenmessung in dieser Form ist nicht nur die Messung von menschlichen Probanden, sondern auch durch menschliche Beobachter und mittels menschlicher Medien.