Dr. Albert Kümmel-Schnur

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Kinodebatte

„Ein Zug fährt ein – Anmerkungen zur Kinodebatte“, in: Albert Kümmel/Leander Scholz/Eckhard Schumacher (Hg.): Einführung in die Geschichte der Medien. München: Fink 2004, S. 151-173.

In Deutschland verdankt der Mythos des Ausbruchs einer Panik bei der Projektion des Films „Arrivé d’un train à la gare du Ciotat“ seine Plausibilität einer zwischen 1905/06 und 1920 von Lehrern, Ärzten und Juristen geführten Debatte, der dem Apparat Kinematograph einen Platz im bedeutungsstiftenden Netz kultureller Zeichen gab. Diese Diskussion, die unter dem Namen „Kinodebatte“ kanonisiert wurde,1 etabliert im Kontext europaweit geführter soziopsychologischer Diskurse die Masse als Rezipient des neuen Mediums. Unabhängig vom Kinematographen wurden diesem Sozialakteur bestimmte Verhaltensweisen und Eigenschaften zugeschrieben, die man nur noch auf die Kinogänger übertragen musste.